Milbenallergie: Erklärung, Symptome, Diagnose, Behandlung & Tipps für den Haushalt
Eigentlich sind Milben harmlose Mitbewohner in jedem Haushalt. Außer man leidet unter einer Milbenallergie. Wie sich eine Hausstaubmilbenallergie auswirkt, wie du sie feststellen und behandeln kannst und welche Tricks in der Wohnung helfen, erfährst du hier.
Milbenallergie, was ist das?
Eine Milbenallergie, auch Hausstaubmilbenallergie genannt, bezeichnet die allergische Reaktion auf Eiweißstoffe, die sich im Kot dieser winzigen Tierchen befinden. Milben sind vor allem in Matratzen zu finden, da sie sich von menschlichen Hautschuppen ernähren.
Neben der Nahrung bieten Betten den 0,3 mm großen Spinnentierchen die perfekten Lebensbedingungen: warm und feucht. Da wir im Schlaf Wärme ausstrahlen und schwitzen, schaffen wir ein wahres Paradies für Millionen von Milben.
Während ihrer Lebensdauer von 2-4 Monaten produzieren sie das 200 bis 300-fache ihres Körpergewichts an Kot. Zum Veranschaulichen: 1 Gramm Staub enthält ca. 25.000 Milbenkot-Bröcken. Ja…irgendwie eklig.
Manche der Milben und besonders ihre Hinterlassenschaften werden mit dem Hausstaub über die Luft in Innenräumen verteilt und gelangen so auch an andere Stellen wie Vorhänge, Polstermöbel und Teppiche.
Wenn sie so durch die Luft schwirren, gelangen Milben-Allergene über die Atemwege in den menschlichen Körper und lösen bei Allergiker*innen typische Reaktionen aus.
Symptome bei Milbenallergie
Bei einer Milbenallergie handelt es sich um eine Kontaktallergie des Soforttyps. Das heißt allergische Reaktionen erfolgen sofort bei Kontakt mit dem Allergen und in erster Linie am Kontaktpunkt. Bei dieser Reaktion bildet das Immunsystem IgE Antikörper und es wird Histamin ausgeschüttet. Da Milben-Allergene über die Luft verbreitet werden, geraten sie in die Atemwege und in die Augen.
Das führt zu folgenden, typischen Allergie Symptomen:
- verstopfte Nase
- Niesanfälle & Schnupfen
- Juckreiz in Nase, Rachen, Ohren & Augen
- brennende, gerötete Augen bis hin zu Bindehautentzündungen
- verklebte, tränende Augen
- trockener Husten
- Druckgefühl in der Brust
- pfeifende bis rasselnde Atmung (Atemnot)
- selten: Hautirritationen mit Juckreiz und Rötungen
Wann treten Symptome auf?
Besonders in der Nacht und am Morgen kommt es bei Hausstauballergiker*innen zu starken Symptomen. Da sich die meisten Milben und ihre Rückstände in Matratzen befinden, ist der Kontakt mit Allergenen an diesem Ort sehr intensiv.
Auch Tätigkeiten im Haushalt wie Staubsaugen oder Betten beziehen, können die Beschwerden verstärken. Dadurch werden Milben-Allergene aufgewirbelt und vermehrt eingeatmet.
Wer diese Tätigkeiten abgeben kann, darf eine Milbenallergie berechtigt als guten Grund dafür nennen. Werden Symptome nämlich ignoriert, kann es langfristig zu chronischen Entzündungen der Nasennebenhöhlen oder allergischem Asthma kommen.
Da sich Milben an vielen Orten aufhalten, ist es nicht immer so einfach allein durch die Symptome festzustellen, ob man unter einer Milbenallergie leidet. Es gibt jedoch unterschiedliche Tests, mit denen Allergien genau diagnostiziert werden können.
Milbenallergie feststellen
Es gibt verschieden Testverfahren, mit denen du herausfinden kannst, ob du von einer Hausstaubmilbenallergie betroffen bist.
- Pricktest
Bei diesem Hauttest werden am Unterarm verschiedene Allergene aufgetragen, um eine allergische Reaktion zu provozieren. Die Haut wird dafür leicht eingeritzt und soll durch Erröten oder die Bildung von kleinen Blasen eine Allergie bestätigen.
- Bluttest
Ein Bluttest verursacht keine Symptome und kann sogar die Stärke einer möglichen Allergie anzeigen. Mit einer kleinen Blutprobe wird im Labor geprüft, ob sogenannte IgE Antikörper gegen Milben-Allergene (Der p 1, Der p 2, Der p 23) vorhanden sind.
- Epikutantest
Mit einem speziellen Pflaster werden Milben-Allergene für ca. 24 Stunden auf den Rücken geklebt. Kommt es dadurch zu einer Reaktion der Haut (Rötungen, Quaddeln), kann von einer Milbenallergie ausgegangen werden.
- Provokationstest
Diese Form von Test ist bei Hausstaubmilben nur unter medizinischen Bedingungen sinnvoll. Da sich fast überall in Innenräumen Milben-Allergene befinden, ist es schwierig sich ihnen gezielt auszusetzen, um so eine Reaktion hervorzurufen.
Allergolog*innen können hingegen gezielt kleine Mengen des Allergens als Tropfen in die Nase und Augen oder zum Inhalieren verabreichen, um über eine Reaktion die Hausstauballergie zu bestätigen.
Hausstaubmilbenallergie behandeln
Wie bei jeder Allergie, wäre auch bei Hausstaubmilben die effektivste Lösung, die Karenz. Sprich den Stoff zu meiden, der die Allergie auslöst. Da sich Milben jedoch fast überall aufhalten, ist das nahezu unmöglich.
Medikamente
Bei starken Symptomen können, antiallergische Medikamente für eine schnelle Linderung sorgen. Je nachdem “wo” Beschwerden auftauchen, können Nasensprays und Augentropfen lokal helfen. Zusätzlich gibt es Tabletten (Antihistaminika), die allergische Reaktionen im gesamten Körper blockieren und so die Symptome lindern.
Probiotika
Die passenden Bakterienstämme können die Darmflora so bereichern, dass der Körper weniger stark allergisch reagiert. Probiotika stärken die Darmflora und somit auch das Immunsystem. Dadurch werden allergische Reaktionen minimiert. Mehr dazu, hier im Interview mit Dr. Krammer.
Hyposensibilisierung
Wer eine Dauerlösung sucht, kann eine Hyposensibilisierung machen. Hierbei wird das Immunsystem mit regelmäßigen kleinen Dosen an den Stoff gewöhnt, den es fälschlicherweise als Gefahr und somit als Allergen einordnet. Diese Immuntherapie dauert zwar 3 bis 5 Jahre, doch für Hausstaubmilben liegen die Erfolgschancen bei 80-90%.
Bis eine Hypo- oder Desensibilisierung greift, ist es trotzdem sinnvoll den Kontakt zu Milben zu minimieren. Auch wenn das nicht zu 100 Prozent machbar ist, gibt es viele Möglichkeiten, um zumindest das eigene Zuhause allergiefreundlicher zu gestalten.
Tipps für ein milbenarmes Zuhause
Wie in jeder guten Wohngemeinschaft, dürfen auch bei Milben die goldenen WG-Regeln nicht fehlen. Leider müssen zwar wir Menschen die ganze Arbeit machen, aber dafür lösen die kleinen Tierchen keine oder zumindest weniger lästige Allergie Beschwerden aus.
Hier kommen deine Tipps für ein milbenarmes Zuhause:
Bett:
- Nutze Schaumstoffmatratzen und Encasings: Schutzhüllen für Matratzen, die Milben und ihre Exkremente vom Körper fernhalten
- Bettwäsche jede Woche wechseln
- Keine Decken und Kissen mit Federn nutzen, lieber synthetische, die alle 6 bis 8 Wochen gewaschen werden können
- Ein Bett mit Füßen sorgt für eine bessere Durchlüftung als mit Kasten
Waschen:
- 1x jährlich Matratze reinigen
- Bettwäsche bei mindestens 60 Grad waschen
- Decken und Kissen alle 6 bis 8 Wochen bei 60 Grad waschen
- Plüschtiere 1x die Woche für 24h in den Tiefkühler (tötet Milben) und anschließend waschen (beseitigt Milben-Rückstände).
Putzen:
- Böden alle 2 Tage wischen
- Regelmäßig Saugen (mit HEPA (High Efficiency Particulate Air)- Filter)
- Filter im Staubsauger jährlich erneuern
- Min. 1x täglich gründlich lüften, im Winter kurz und oft
Wohnraum:
- Keine Tiere oder Pflanzen im Schlafzimmer
- Pflanzen erhöhen die Luftfeuchtigkeit
- Im Schlafzimmer die Raumtemperatur unter 25°C und Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60% halten. Eine Kombination aus Thermo- und Hygrometer kann weiterhelfen
- Verzichte auf Staubfänger Deko-Kissen, (langflorige) Teppiche
- Glatte Möbel (Leder) sind besser als Polstermöbel
Urlaubstipp:
In höheren Regionen, der Antarktis oder in Wüsten gibt es keine oder kaum Milben. An diesen Orten sind die Umweltbedingungen sehr ungünstig (kalt und/oder trocken). Daher bietet sich ein Urlaub in den Bergen (über 1.500 Meter) gut als Verschnaufpause für Allergiker*innen an.