Wenn Bauchweh genetisch bedingt ist. Primäre Laktoseintoleranz wird vererbt und kann auch getestet werden.
Nicht nur die blauen Augen, auch eine Laktoseintoleranz kann von den Eltern vererbt werden. Und vor 7500 Jahren war noch jeder Mensch auf der Welt “laktoseintolerant”.
Wie genau deine Genetik mit Laktoseintoleranz zusammenhängt und wie sie sogar bei der Diagnose behilflich sein kann, erfährst du in diesem Artikel.
Primäre oder sekundäre Laktoseintoleranz
Wenn es um die Unverträglichkeit auf Milchzucker geht, unterscheidet man zwischen primärer und sekundärer Laktoseintoleranz.
Die primäre Laktoseintoleranz bezeichnet einen genetisch bedingten Laktasemangel (laktosespaltendes Enzym), der nicht reversibel ist. Das heißt, die Laktaseproduktion kann nicht wieder so weit erhöht werden, dass wieder uneingeschränkt Milchprodukte mit Laktose konsumiert werden können.
Die sekundäre oder erworbene Laktoseintoleranz ist hingegen die Folge einer Schädigung des Dünndarms. Das Laktase Enzym wird in der Dünndarmschleimhaut produziert, wo die Laktose gespalten wird, um ins Blut zu gelangen. Mögliche Auslöser für eine Darmschädigung können sein:
- bakterielle Fehlbesiedlung
- Infektionskrankheiten
- Kurzdarmsyndrom
- Diabetes
- Zöliakie
- Chronische Entzündungen (Morbus Crohn)
- Strahlentherapie
- Antibiotika
Wird die zugrundeliegende Erkrankung therapiert, kann sich die Dünndarmschleimhaut regenerieren und die Produktion an Laktase kann wieder gesteigert werden. Laktosehaltige Produkte sollten dann wieder besser und in größeren Mengen verträglich sein.
Diese Form der Laktoseintoleranz ist also reversibel und nicht genetisch veranlagt.
Adulte Hypola…was?
In Fachkreisen wird die genetisch bedingte Laktoseintoleranz auch als Adulte Hypolaktasie bezeichnet. Im Prinzip beschreibt sie den ‘natürlichen’ Verlauf der Entwicklung jeder (an Land lebenden) Säugetiere: Muttermilch wird in den ersten Lebensmonaten/-jahren als Energielieferant benötigt. Nach dieser Zeit wird die Ernährung umgestellt, es herrscht kein Bedarf mehr an einem Enzym das Milch richtig verdauen kann und die Laktaseproduktion wird eingestellt.
Erst eine Veränderung des Genmaterials hat dazu geführt, dass das Enzym ein Leben lang weiter produziert wird und Milchprodukte weiterhin beschwerdefrei verzehrt werden können. Man spricht dann von Laktasepersistenz.
Der genetische Hintergrund der adulten Hypolaktasie war noch relativ unbekannt, bis 2002 in einer finnischen Studie die Mutation entdeckt wurde. Seitdem spricht man von der DNA-Variante C/T-13910, die im Prinzip die Position im DNA Strang bezeichnet, die seit der Genmutation unterschiedlich sein kann:
LCT – 13910 C/T Polymorphismus | Bedeutung |
---|---|
LCT – 13910 CC Genotyp | Bestätigung einer primären Laktoseintoleranz keine Laktasepersistenz |
LCT – 13910 TC Genotyp | verminderte Laktaseaktivität aber keine Bestätigung einer primären Laktoseintoleranz |
LCT – 13910 TT Genotyp | keine Bestätigung einer primären Laktoseintoleranz Hinweis auf Laktasepersistenz |
Je nachdem welchen Polymorphismus (Variante) im Laktase-Gen (-13910) man hat, kann man Laktose problemlos verdauen oder nicht.
Wenn auch der TC Genotyp sehr selten ist, besteht eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass auch mit dieser genetischen Veranlagung Laktose gut vertragen wird. Dies liegt an der dominanten Stellung die, die Laktasepersistenz in der Genetik vorweist.
Wer ist von genetischer Laktoseintoleranz betroffen?
Menschen die das LCT -13910 CC Gen haben, sind oder werden von einer genetisch bedingten Laktoseintoleranz betroffen sein. Beide Elternteile haben das C-Allel (bestimmter Abschnitt eines Gens) vererbt, das die Laktaseproduktion im Laufe der Zeit einstellt.
Da die Laktaseproduktion sich im Laufe der Jahre reduziert, kann sich eine Laktoseintoleranz auch erst zu einem späteren Zeitpunkt im Leben entwickeln. Meistens ist der Rückgang an Laktase jedoch nach dem Kindesalter abgeschlossen.
Das muss jedoch nicht heißen, dass überhaupt keine Laktose mehr vertragen wird. In vielen Fällen werden über den Tag verteilt zwischen 12 und 24 g Laktose noch gut verdaut. Dies gilt es jedoch individuell herauszufinden.
Gewissheit durch Gentest
Du leidest unter den typischen Beschwerden einer Laktoseintoleranz nach dem Verzehr von Milchprodukten? Dann kannst du mit einem spezifischen Gentest herausfinden, ob du tatsächlich unter einer primären Laktoseintoleranz leidest.
Einfach und schmerzfrei in der Anwendung, wird mit Hilfe einer Speichelprobe dein Laktase-Gen analysiert und du findest heraus welche Gen-Variante du hast.
Mit dem kiweno Laktoseintoleranz Gentest, kannst du den ersten Schritt des Tests sogar selbst übernehmen und die Laborauswertung wird dir anschließend per E-Mail zugestellt.
Alles was du für die Speichelentnahme und den Versand ins Labor brauchst, erhältst du mit dem Testkit.
Ähnlich wie bei Corona-Tests erfolgt die Auswertung mittels PCR-Verfahren. Bei einer Polymerase Kettenreaktion (polymerase chain reaction/PCR) wird ein bestimmter Abschnitt des DNA-Strangs vervielfacht, um durch die Masse anschließend herauszufinden welches Allel vorliegt.
Was das genau bedeutet? Stell dir z.B. vor, das C-Allel wäre blau und das T-Allel grün. An einem einzigen winzigen Punkt würde man dies nicht erkennen können. Kopiert man diesen Punkt millionenfach entsteht ein großer Fleck und die Farbe wird eindeutig.
Hinweis:
Mit dem kiweno Laktoseintoleranz Gentest wird dein Probenmaterial ausschließlich auf den “LCT-Gen (-13910-T/C) Polymorphismus” untersucht, um eine genetische Veranlagung für Laktoseintoleranz nachzuweisen. Es werden keine weiteren genetischen Untersuchungen des Probenmaterials durchgeführt. Außerdem wird das Probenmaterial nach Abschluss der Untersuchung unverzüglich vernichtet.
Die Geschichte zur Laktoseintoleranz Genetik
Oft fragt man sich, wie es in der Evolution zu manchen Prozessen kommt und so ist auch das Rätsel um die Laktasepersistenz ein typisches Henne-Ei-Dilemma.
Die Rückverfolgung der Genmutation, die für die lebenslängliche Produktion an Laktase verantwortlich ist, schickt uns ca. 7500 Jahre zurück in die Vergangenheit zu den Anfängen der Viehzucht. Forscher stellen sich bis heute die Frage, ob der tierische Milchkonsum bei Menschen dadurch angeregt wurde, dass sie verträglich wurde oder ob die Verträglichkeit erst durch den Verzehr entstanden ist.
Auch wenn das T-Allel, das für die Verträglichkeit von Laktose verantwortlich ist, dominanter ist, überwiegt auf globaler Ebene das CC Genotyp.
Wenn auch eine Pauschalisierung eher schwierig ist (dünne Datenlage), gibt es doch sehr große regionale Unterschiede, was die Verdauung von Laktose angeht. Während südamerikanische, afrikanische und viele asiatische Völker kaum Laktose vertragen, hat sich der Großteil der Bevölkerung in Amerika (Australien & Neuseeland), sowie in (Nord-)Europa an den Konsum von Milch ‘gewöhnt’.
So ist also eine Laktoseintoleranz, die oft als Erkrankung wahrgenommen wird, mindestens genau so natürlich wie die Augenfarbe, die einfach durch die Genetik vererbt werden. Mit der angepassten Ernährung, sollte sie nach 7500 Jahren auch dem eigenen Wohlbefinden nicht mehr im Wege stehen. 🙂